Der schwedische Modekonzern H&M sorgte mit einer misslungenen Werbekampagne jüngst für weltweiten Ärger und sah sich mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert. Grund für die heftigen Reaktionen war ein grüner Kapuzenpullover mit der Aufschrift „Coolest Monkey in the Jungle“ („Coolster Affe im Dschungel“). Diesen präsentierte ausgerechnet ein „farbiger“ Junge. Siehe dazu auch: http://hyperkulturell.de/hm-skandal-shame/
Das Werbefoto löste vor allem im südafrikanischen Johannesburg massive Proteste vor einigen H&M Filialen aus. Aufgebrachte Menschen verschafften ihrer Wut Luft und warfen der Modekette rassistische Werbepraktiken vor. Auch der Aufschrei in den Sozialen Medien war enorm, Musikgrößen wie Weekend und G-Eazy beendeten ihre Werbepartnerschaften und auch der Aktienkurs des Konzerns fiel.
H&M reagiert derweil betroffen, entschuldigt sich öffentlich und nimmt den Pullover aus dem Sortiment. Doch nun wird auch strukturell reagiert: „Diversity Management“ heißt da das Zauberwort. So ernannte der Konzern die US-Amerikanerin Annie Wu in der vergangenen Woche zur neuen Managerin für Vielfalt und Inklusion (Global Leader for Diversity and Inclusiveness). Sie soll extern und intern für mehr Sensibilität in kulturellen Belangen sorgen.
Sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, dennoch drängt sich die Frage auf: Warum erst jetzt? Andreas Hartwig, der in Berlin selbst Diversity Manager aus- und fortbildet, reagiert überrascht: „Bei einem Global Player wie H&M hätte ich erwartet, dass er schon längst einen Diversity Manager hat. Das ist eine schwache Leistung, vor allem, weil H&M sich ja nach außen interkulturell und bunt präsentiert.“
Dass ein Konzern mit so viel Markenbewusstsein Nachholbedarf in Sachen kultureller Sensibilität hat, erscheint somit geradezu altmodisch und naiv. Denn das sogenannte Diversity Management ist längst Teil der Unternehmensstrategie vieler Firmen geworden. Sie haben begriffen, dass sich kulturelle Vielfalt, auch aus unternehmerischer Sicht, auszahlt. So werden mögliche Zielgruppen erweitert, Innovation wird gefördert und auch dem allgemeinen Fachkräftemangel kann so begegnet werden.
Andreas Hartwig warnt allerdings vor einer Reduzierung von Diversität auf „irgendwas mit Frauen und Ausländern“. Ebenso spielen Alter, sexuelle Orientierung, geistige und körperliche Fähigkeiten, nationale Herkunft und Ethnie sowie die soziale Herkunft und die Weltanschauung eine bedeutende Rolle.
Vor allem „Aufmerksamkeit und Achtsamkeit“ seien Grundvoraussetzungen für eine vorurteilsfreie Inklusion, so der Psychologe Nico Rose. Attribute, die H&M anscheinend noch lernen muss.
Die Wirtschafts Woche berichtete: http://www.wiwo.de/erfolg/management/diversity-management-warum-hundm-zu-spaet-reagiert-hat/20863864.html
Mehr zu Stereotypen und unbewussten Vorurteilen: http://www.anti-bias.eu/unconsciousbias/definition/